Freitag, 24. September 2010

Zerfall

Zumindest fühlt es sich so an. Ich bin heute morgen sehr mißmutig erwacht und die Reaktionen sämtlicher Familienmitglieder spiegelten meine Laune. Kollektive Untergangsstimmung mit heuliger Schreierei und mich mittendrin als heimlich wünschender Familienflüchtling.

Da ich in den letzten Monaten so sehr mit meiner Rohkostplanung und Ernährungsumstellung beschäftigt war, habe ich gar nicht bemerkt wie ringsherum unserer Eßgewohnheiten den Bach runter gingen.
Seit noch ein paar andere Zerfallsprodukte hinzugekommen sind, bin ich aufmerksamer geworden. Und auch unzufriedener. Denn das wollte ich nicht. Ich hatte die Essensplanung für die Kinder inkl. des Kochens an meinen Freund abgegeben. Die Essensauswahl beinhaltete seitdem 2 Gerichte: Nudeln mit Pesto (aus dem Glas) und Kartoffelauflauf mit Gemüse. In 95 Prozent der Fälle gab es aber besagte Nudeln.
Da ich mit dem (größtenteils pubertätsbedingtem) Zerfall nicht gut klarkomme hatte ich heute morgen plötzlich Lust, ein schönes Frühstück zu bereiten. Brötchen, gekochte Eier und all so'n Gedöns. Eben all das wo Kinderaugen (zumindest die der Meinen) leuchten. Dabei überkam mich ein unbändiger Appetit auf frische Weißmehlbrötchen mit Schokoaufstrich, Eier im Glas, Parmaschinken, endlos Frühstückerei mit viiiel Milchkaffee usw.......

Morgens hatte ich noch genug Energie um meinen Gelüsten standzuhalten und mixte mir einen Smoothie aus Banane, Orange, Birne, Weizengras und Romanasalat. Runter bekam ich nur ein Glas und selbst das wirkte gezwungen. Ich war mit meinen Gelüsten ganz woanders.

Während des späteren Spielplatzaufenthaltes konnte ich meine Gelüste dann gedanklich etwas zerrupfen:

Was bedeutet Essen in meiner Familie? Warum ist es so wichtig? Warum fällt mir Rohkost so schwer? Was bedeutet es für unsere Mahlzeiten wenn ich anders esse? Usw. usf.....

Wir haben in unserer Familie schon immer gerne, experimentell und meist leidenschaftlich gekocht. Die Ernährung war immer sehr ursprünglich wenn auch oft exotisch aber fertig aus Packungen und Dosen gab es kaum bis nix!
Ich persönlich verbinde Essen mit positiven Gefühlen und transportiere darüber auch die Liebe zu meinen Kindern (wen ich liebe den versorge ich gerne gut!). In den letzten Monaten habe ich niemanden versorgt und das hat einen blinden Fleck hinterlassen, der erst jetzt spürbar wird. Denn wo wir früher zu Cynthia Barcomis arschleckeren Schokomuffins zusammengekommen sind bleibt der Tisch jetzt leer. Selbst die letzten gemeinsamen Abendessen fallen der Rohkost und dem damit konkurrierenden Fastfood zum Opfer. Jeder werkelt irgendwie für sich und versucht sich zu versorgen. Damit einher geht ein merkwürdiges ZweckWG- Gefühl und die wenigen Kommunikationsknotenpunkte dienen der Klärung wer den Abwasch macht.

Jetzt umtreibt mich die Sehnsucht nach der alten Möchtegernitalienischen MAMA die den ganzen Tag das Haus mit wohlriechenden Düften versorgt. Buttercroissants, Zwiebelkuchen, Schokomuffins, Karamellpudding, gedämpftes Gemüse mit Aioli, Griesbrei mit Zucker und Zimt, Bratäpfel mit Marmelade und Nüssen, Spätzle Speck und Sauerkraut und noch vieles mehr!

Ich spüre hier gerade ein Auseinandergehen, dass mir Probleme macht und mein einziges Mittel was ich zur Hand habe sind vereinzelte Mahlzeiten mit denen ich nicht nur die Protagonisten sondern auch einen Teil ihrer Ideen, Wünsche und Sehnsüchte zurück an den Tisch und damit in mein Leben holen kann.

Das bedeutet, dass es morgen gekochte Mahlzeiten gibt, dass ich seit langem mal wieder mein Backbuch hervorzaubere und sogar mit dem Gedanken gespielt habe wieder einen Sauerteig anzusetzen. Das hat für den heutigen Tag bedeutet, daß ich noch während der Spielplatzzeit bei E*ffenberger vorbeigegangen bin um mir den als sehr schmackhaft abgespeicherten Marzipanzopf zu kaufen (der aber leider alles andere als ein Gaumenschmaus war) gefolgt von heimischen Honigbrötchen, Milchkaffees und Nudeln am Abend. Der Smoothie steht noch unberührt im Kühlschrank.

Irgendwie fühle ich mich etwas aus der Bahn geraten. Schade, daß mir in meinem Leben wenig Zeit bleibt Gedanken zu ordnen und mit neuem Überblick die Weiterreise anzutreten. Früher habe ich dafür immer 2 bis 3 Tage die Schule resp. Arbeit geschwänzt, dann befand ich mich wieder im Grünen Bereich. Heute im schneller/höher / weiter gelingt mir das zusehends schlechter aber ich bemühe mich;-)

Mein Kinderarzt (mit dem ich ausreichen Zeit hatte zu sprechen weil mein Kleinster seine U- Untersuchung verweigert hat) ist ja der Meinung es sei völlig wurst, was man ißt. Ob Allergien verschwinden oder auftauchen sei prinzipiell der psychischen Verfassung zuzuschreiben. Najaaaaa Herr Doktor, nicht dass ich strenge Verfechterin bestimmter Prinzipien wäre, aber soooo einfach ist das meines Erachtens nun auch nicht. Ich hatte keinerlei Hoffnung geschweige denn auch nur den Gedanken einer Idee meine Allergien durch Rohkost loszuwerden. Umso überraschter war ich jedoch dass dies schon nach einpaar kurzen Wochen gelungen war.

Mein Hautauschlag ist übrigens wieder da. So heimlich gekommen wie er gegangen war. Asthma und Nase /Nebenhöhlen lassen noch auf sich warten. Ich bin gespannt.

Gespannt auch ob ich morgen beim aushäusigen Frühstück nun Obstsalat bestelle, oder das französische Frühstück;-)

3 Kommentare:

  1. Oh, ich freue mich sehr auf das außerhäusige Frühstück!
    Weniger wegen der Nahrungsmittel, eher wegen der Gäste ;-)

    Bis morgen!

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  2. das hat dir doch der sirup gesagt.räum die scherben vom tisch lass es fliessen und geniess es.genau das hat er doch gesagt der sirup.und ich sag dir ich mag dich,aso dein virtuelles dich und ich find dich extrem cool.luäg der guät.

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  3. Vielleicht tut Dir ein Urs-Hochstrasser-Seminar (im Oktober auch in Hamburg für 2 Tage) gut. Rohkostzubereitungen auf höchstem Niveau. Ich habe ihn kürzlich in Hannover besucht und viel für uns mitgenommen. ICH bin allerdings nicht so der Zubereiter. Allein schon deshalb, weil ich dann doppelt so viel esse. Beim Zubereiten, und am Tisch noch einmal. ;-) Wenn Du DAS allerdings vermisst, ich könnte mir schon vorstellen, dass da so manch Familienmitglied begeistert ist und Du trotzdem weiter Rohkost hast.

    Alles Liebe!

    Verena

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